Credopedia
Gott ja, Kirche nein?
Brenda fragt: Warum ist die Institution der katholischen Kirche so wichtig? Warum reicht der Glaube allein nicht aus?
Unser Bild von der Kirche ist von verschiedenen Einflüssen geprägt. Oft sind es die Medien, die auf unsere Meinungsbildung einwirken. Viele Menschen verbinden die Kirche lediglich mit Skandalen und negativen Schlagzeilen. Und doch glauben wir: Christus selbst hat die Kirche gegründet und er wird sie nie verlassen.
- Kann ich nicht auch ohne die Kirche Gott lieben?
- Die Kirche ist mehr als eine Institution
- Kirche als Gestalterin der westlichen Zivilisation
- Kirche bist auch du und ich
- Stolz, Christ zu sein
Kann ich nicht auch ohne die Kirche Gott lieben?
Heutzutage hört man des Öfteren: „Gott – ja; Kirche – nein.“ Oder „Ich glaube an Gott, aber dem Pfarrer glaube ich nicht.“ Das stimmt: Die Kirche als Institution ist so wie Menschen eben sind: menschlich, fehlerhaft und deshalb stets erneuerungsbedürftig. Und doch ist die Kirche keine menschliche Erfindung, sie ist das Werk Gottes.
Jesus wusste, dass wir Menschen oft in unseren eigenen Vorstellungen, Sorgen und Begrenzungen gefangen sind. Die Kirche dient als Brücke, die uns hilft, diese Kluft zu überwinden. Sie bietet uns Zugang zur göttlichen Weisheit und Gnade, die wir alleine vielleicht nicht so leicht erkennen oder erfahren würden. In der Gemeinschaft der Kirche finden wir Anleitung, Inspiration und die sakramentalen Gnaden, die uns näher zu Gott bringen und uns helfen, die göttliche Perspektive besser zu verstehen.
Die Kirche ist mehr als eine Institution
Christus hat die Kirche nicht nur gegründet, sondern hat seinen Aposteln und deren Nachfolgern die Aufgabe anvertraut, sie zu leiten und bis ans Ende der Zeiten zu führen. Zu Petrus, dem ersten Papst der Kirche, sprach er die Worte: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16,18)
Der Christ glaubt also nicht der Kirche um ihrer selbst willen, sondern Gott, der über alle Zeiten hinweg in und durch die Kirche wirkt. Und Gott bleibt der Kirche auch dann treu, wenn sie ihren Auftrag veruntreut und ihre Berufung missbraucht. Er liebt die Kirche so, wie nur Gott lieben kann. Ohne Vorbehalte, bedienungslos, treu. Eben göttlich. Trotz ihrer Schwächen und Fehlern, ist die Kirche ein unschätzbares Geschenk, das Gott den Menschen gegeben hat.
Kirche als Gestalterin der westlichen Zivilisation
Im Laufe der Jahrhunderte kam es innerhalb der Kirche immer wieder zu Auseinandersetzungen und Konflikten; die Kirche erlebte mehrere Spaltungen. Skandale haben das Renommee der Kirche beeinträchtigt und zu einem erheblichen Vertrauensverlust – auch bei den praktizierenden Gläubigen – geführt.
Und doch! Ohne die dunklen Kapitel der zweitausendjährigen Kirchengeschichte schönreden zu wollen, gibt es auf der Welt kaum eine Institution, die mehr zur Prägung der westlichen Zivilisation beigetragen hat, als es die katholische Kirche tat.
Mit der praktischen Umsetzung ihrer Lehre, legte die katholische Kirche grundlegende Fundamente für das soziale Gefüge der Gesellschaft, das folglich in der Neuzeit immer mehr von staatlichen Institutionen übernommen, weitergeführt und systematisiert wurde. Sie gründete die ersten Einrichtungen für Waisenkinder, Krankenhäuser oder Altenheime. Auch nahm die katholische Kirche großen Einfluss auf die Abschaffung der Sklaverei, auch wenn dies ein schwieriger und langwieriger Prozess war.
Seit dem frühen Mittelalter galten die Ordensgemeinschaften als Träger von Bildung und neuen Technologien. Klöster waren und sind in manchen Teilen der Welt noch heute die wichtigsten Bildungszentren. Ordensleute gründeten Klosterschulen, erste Bibliotheken und vieles mehr. So waren es beispielsweise Jesuiten, Benediktiner und Franziskaner, die bedeutende Beiträge zu Wissenschaft, Kunst und Kultur geleistet haben.
Kirche bist auch du und ich
Katholiken dürfen sich auf diese Wurzeln besinnen und mit gesundem Selbstbewusstsein ihren Reichtum neu entdecken und wertschätzen. Gerade in Zeiten der Verunsicherung bietet der christliche Glaube eine verlässliche Quelle der Orientierung, des Trostes und der Gemeinschaft. Es gilt, den tiefen spirituellen, kulturellen und intellektuellen Schatz der Kirche zu pflegen und zu verteidigen.
Statt sich von der oft so widersprüchlichen Kritik verunsichern zu lassen: „Warum mischt sich die Kirche ein? Warum tut die Kirche nichts? Wo ist die Kirche, wenn dies oder jenes geschieht?“, sind wir als Christen eingeladen nach innen zu schauen und uns vielmehr selbst zu hinterfragen: „Wo bin ICH? Nehme ich meinen Auftrag als getaufter Christ wahr?“
Denn die Kirche ist nicht einfach nur eine Institution oder ein Gebäude – sie lebt durch das Handeln und den Glauben ihrer Mitglieder. Durch ihr Denken und Sprechen, durch die kleinen und großen Taten wird das Bild der Kirche geprägt und verändert. Positiv oder negativ.
Wenn ich getauft bin, bin ich Kirche. Das heißt, so wie ich bin, ist die Kirche.
Stolz, Christ zu sein
Als Christ bist du ein Mosaikstein im großen Bauwerk der Kirche. Es liegt an jedem von uns, wie das Gesamtbild der Kirche aussieht. Wenn „ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ (1 Kor 12,26-27)
Papst Benedikt XVI. ermutigt uns dazu, trotz der Herausforderungen und Verwundungen, die die Kirche durchlebt hat, nicht aufzugeben, sondern uns unserer christlichen Identität umso bewusster zu werden und stolz darauf zu sein, zur Kirche zu gehören. Im Vorwort des YOUCAT-Jugendkatechismus, widmet er uns diese wertvollen Worte, die uns allen ein Vermächtnis sein mögen:
„Ihr wisst alle, wie tief die Gemeinschaft der Glaubenden in letzter Zeit verwundet wurde durch Attacken des Bösen, durch das Eindringen der Sünde selbst in das Innere, ja das Herz der Kirche. Nehmt es nicht zum Vorwand, Gottes Angesicht zu fliehen! Ihr selbst seid der Leib Christi, die Kirche! Bringt das unverbrauchte Feuer Eurer Liebe in diese Kirche ein, sooft Menschen ihr Antlitz auch entstellt haben! ‚Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!‘ (Röm 12,11).“
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