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Credopedia Zwischen Erwartung und Realität

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Zwischen Erwartung und Realität

Wir haben Erwartungen an das Leben, an unsere Mitmenschen, an unseren Partner, an uns selbst. Doch woher kommen Erwartungen, wofür sind sie gut und wie können wir mit ihnen in richtiger Weise umgehen?

mins read | Stani Mičkovicová

Erwartungen und Enttäuschungen

Jeder Mensch hat Erwartungen, und das ist gut so! Erwartungsvoll zu sein gehört zum Menschsein dazu. Denn wer keine Erwartungen hat, der hat sich selber aufgegeben. Erwartungen motivieren uns, setzen Ziele und schaffen eine Vision für die Zukunft. Sie sind ein treibender Faktor für Fortschritt und Veränderung. Erwartungen bringen aber zwingend auch Enttäuschungen mit sich. Und doch sind diese mitunter notwendig, so hart sie im Moment auch sein mögen. Enttäuschungen können davor schützen, andere zu idealisieren oder sie in ihrer Individualität einzuengen. Sie spornen auch an, nach neuen Lösungen zu suchen. Um einen realistischeren Umgang mit Erwartungen zu entwickeln, müssen wir lernen, diese bewusst zu hinterfragen und gegebenenfalls auch anzupassen: „Was erwarte ich?“ „Inwieweit lässt sich meine Erwartung mit der Realität vereinbaren?“ „Sind meine Ansprüche berechtigt?“ Wenn wir zu viele und zu hohe Erwartungen an uns selbst oder an andere stellen, werden wir zwangsläufig enttäuscht werden.

Erwartung an sich selbst und an andere

Sowohl positive, als auch negative Erwartungen entstehen aus unserem gelernten Selbstbild. Die einen sehen sich schneller einmal als willkommen, erwünscht, klug, sympathisch, die anderen neigen eher dazu, von vornherein schlecht über sich zu denken und ihre Selbstwahrnehmung zu verzerren. Genauso wie wir Erwartungen an uns selbst haben, haben wir sie auch an andere. Wir erwarten, dass die anderen so sind, wie wir sie uns ausgemalt haben. In einer glücklichen Beziehung geht es jedoch nicht darum, dass der eine den Wünschen und Vorstellungen des anderen stets und unter allen Umständen zu entsprechen hat. Die andere Person muss nicht zwingend das tun, was jemand von ihr erwartet, um wertgeschätzt und geliebt zu werden. Aber auch umgekehrt darf sie den anderen nicht zwingen, das zu tun oder so zu sein, wie sie es gerne hätte. In einer Beziehung muss nicht immer alles vollkommen harmonisch sein. Fehler und Unzulänglichkeiten dürfen auch in der besten Ehe ihren Platz haben. Damit jedoch Enttäuschungen und Frustration nicht die Oberhand gewinnen, ist offene Kommunikation unumgänglich. Auch das gemeinsame Gebet schweißt eine Beziehung zusammen. Mit Gott ist man immer auf der richtigen Seite.

Christliche Erwartung, die das Leben im Hier und Jetzt verankert

Christliche Erwartung ist zutiefst mit der Wirklichkeit verbunden, dass Jesus den Tod besiegt hat und allen Menschen die Ewigkeit erschlossen hat. Es ist eine Hoffnung, die über dieses Leben hinausgeht, eine Hoffnung, die alles Irdische übersteigt. Die Bibel spricht von der Hoffnung als von einer „zuversichtlichen Erwartung“. Diese Hoffnung ist nicht untätig, sondern im „Hier und Jetzt“ verankert. Sie ist keine bloße Vertröstung auf das Jenseits, wie es leider oft missverstanden wird. Im Gegenteil: Hoffnung, wie Christen sie verstehen, verändert die Gegenwart. Sie birgt die Kraft in sich, auch die scheinbar unüberwindbaren Herausforderungen des Lebens mit Zuversicht und Entschlossenheit anzugehen. Wer die christliche Hoffnung in sich trägt, kann gelassener sowohl mit den freudvollen Situationen als auch mit den Enttäuschungen umgehen.

Was erwartet Gott von mir?

Du musst dich nicht allen Erwartungen der anderen anpassen. Du darfst du sein! Stehe zu dir, mit deinen Stärken und Fähigkeiten, aber auch mit deinen schwachen Seiten. Höre auf dein Gewissen. Was immer du auch für eine Vergangenheit hast, die Entscheidung, ob du künftig ein guter Mensch wirst, liegt einzig und allein bei dir. Entscheide dich jetzt für das Gute. Es gibt viele Heilige, von denen du lernen kannst, dass es nie zu spät ist. Schau auf die Apostel. Sie hatten Angst, sie waren feige. Petrus hat Jesus verleugnet, sogar dreimal. Und doch wollte Jesus, dass gerade er der erste Papst seiner Kirche wird. Du siehst: Jesus hat andere Maßstäbe als die Menschen. Für Jesus ist dein Wille zur Umkehr und deine Liebe entscheidend, nicht dein Fallen. Petrus hat aus seinen Fehlern gelernt. Das kannst du auch tun. Jedes Mal, wenn du deine Fehler einsiehst und um Verzeihung bittest, wirst du ein besserer Mensch.