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Credopedia Sucht: Sehnsucht nach mehr

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Sucht: Sehnsucht nach mehr

Hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. Was der Mensch sucht, ist Ekstase, ein nie endendes Gefühl von Glück und Erfüllung. Es gibt verschiedene Suchtarten, die kurzfristig die innere Leere betäuben und „ekstatische Gefühle“ hervorrufen können. Das alles ist aber weit entfernt von dem, wonach sich der Süchtige in Wirklichkeit sehnt.

mins read | Stani Mičkovicová

Sucht als Kompensationsstrategie

Geht es dir auch manchmal so? Du surfst den ganzen Tag im Internet oder starrst stets auf dein Smartphone, ob du doch noch eine Nachricht bekommst, ein Like, einen Kommentar oder irgendeine Art von Bestätigung, die dir das Gefühl gibt, verbunden und geschätzt zu sein. Dabei merkst du gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht und wie wenig du eigentlich den Tag gelebt hast.

Heutzutage gibt es zahlreiche Mittel, um Schmerz, innere Unruhe oder Leere zu betäuben und den eigenen negativen Gedanken und Gefühlen zu entfliehen. Insbesondere Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, neigen häufiger dazu, Suchtmittel oder suchtartige Verhaltensweisen als Kompensationsstrategie zu nutzen. Kurzfristig können die Süchte „schnelle“ Erleichterung schaffen um die unerträglichen Symptome nicht zu spüren, in Wirklichkeit aber nehmen die Probleme zu und der Teufelskreis nimmt seinen Lauf.

Es gibt viele verschiedene Suchtarten – sei es Internetsucht, Pornosucht, Esssucht, Magersucht, Alkoholsucht, Nikotinsucht, Drogensucht … Sie alle aber haben eines gemeinsam: Hinter jeder Sucht steckt eine tiefere Sehnsucht, die gestillt werden möchte.

Hinter jeder Sucht ist eine Sehnsucht

Die Frage ist nicht: Wie komme ich aus der Sucht heraus, sondern: Was suche ich wirklich, wenn ich nach süchtig machenden Substanzen greife? Welche Sehnsüchte werden bei mir nicht gestillt und wie kann ich meine Leere nachhaltig füllen? 
Sucht hat mit Suche zu tun. Es ist die Suche nach etwas, was die innere Leere füllt, die man tief im Inneren verspürt.

Als spirituelles Wesen ist der Mensch für den Himmel geschaffen, für eine nie endende Ekstase. Nichts, was vergänglich und zeitlich begrenzt ist, selbst menschliche Beziehungen, so schön und aufbauend sie auch sein mögen, sie können den Menschen nachhaltig und vollständig nicht erfüllen. Um wie viel weniger dann Drogen oder andere süchtig machende Substanzen.

Das Einzige, was den Menschen dauerhaft befriedet, ist etwas, das er nicht verlieren kann. Etwas, das ewig ist. Im Tiefsten sehnt sich jeder Mensch nach dem Ewigen, das wir Christen mit Gott identifizieren. Nur er allein kann die tiefsten Sehnsüchte stillen.

Jede Sucht ist ein Tausch von Freiheit gegen Sklaverei

Die süchtig machenden Substanzen sei es Alkohol oder Medikamente und umso mehr illegale Drogen wie etwa Heroin oder Kokain, verändern das Bewusstsein, verzerren die Wahrnehmung der Realität und allmählich ruinieren sie die Gesundheit. Sie tauschen Freiheit gegen Sklaverei.

Die suchtmachenden Substanzen schwächen den Willen und der Süchtige wird für Verlockungen des Bösen viel anfälliger. Apostel Petrus drückt es wie folgt aus: „Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!“ (1. Petr 5,8)

Die Abhängigkeit von süchtig machenden Substanzen kann verschiedene Symptome haben, z.B. zwanghaftes Verlangen nach wiederholter Dosis, Konzentrationsschwäche, Identitätsstörungen, Angst- und Panikattacken, Depressionen, Halluzinationen, Immunschwäche, Organschäden, Unfruchtbarkeit, Herzinfarkt und nicht selten auch der Tod. Der Christ aber sollte nicht Sklave der eigenen Begierden und Süchten sein, er ist vielmehr zur Freiheit berufen!

Der Konsum von berauschenden Mitteln ist eine Sünde. Warum?

Der Genuss von Drogen und anderen süchtig machenden Substanzen ist deshalb eine Sünde, weil er uns der inneren Freiheit raubt und weil er ein Akt der Selbstzerstörung und damit ein Verstoß gegen das Leben ist. (Vgl. YOUCAT 389)

Das Christentum lehrt uns, dass Gott allein der absolute Herr über das Leben des Menschen ist. Auch über seinen Leib: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!“ (1 Kor 6,19-20)

Der süchtige Mensch muss sich bewusst machen, dass das, was er tut, nicht gut ist. Für ihn nicht, und für seine Umgebung nicht. Und dass er sündigt, wenn er bewusst und freiwillig seine Gesundheit aufs Spiel setzt.

Der Weg zur Heilung

Der Süchtige, wenn er Befreiung erfahren möchte, muss in sein Inneres gehen und fragen: Warum tue ich das? Welche Sehnsüchte werden in mir nicht gestillt? Wie lebe ich mein Leben? Wie fülle ich die Leere aus, die Droge, Alkohol, Glückspiele, Porno, unmäßiges Essen usw. zu überdecken versuchen? Wie komme ich erneut in Kontakt mit mir selbst und mit anderen Menschen? Und vor allem, wie komme in Kontakt mit Gott?

Die Reflexion über das eigene Denken, Fühlen und Verhalten wird in der katholischen Kirche auch als „Gewissenserforschung“ bezeichnet, die oft mit der Vorbereitung für das Beichtsakrament verbunden ist. In einer aufrichtigen Gewissenserforschung, erkennt der Gläubige seine Sünden und bereut sie. Er fasst den Entschluss, sich künftig zu bessern und verspricht jegliche Versuchung zu meiden, die ihn zur Sünde verleiten könnte.

Im Sakrament der Versöhnung, bietet die katholische Kirche die Möglichkeit einer tiefgründigen Heilung an. In jeder Beichte wird die Macht der Sünde gebrochen und man wird allmählich freier und stärker, um gegen die eigenen Schwächen und Süchten anzukämpfen.

Sehr empfehlenswert ist die Kombination einer geistlichen Begleitung (Beichte, geistliches Gespräch), mit professioneller psychologischer Unterstützung in Form einer Therapie. Es gibt viele kirchliche Organisationen, die Menschen in Krisensituationen unterstützen und einen Neubeginn ermöglichen.

Mach aus deinem Leben etwas Großes. Es ist nie zu spät.

Der hl. Augustinus von Hippo (* 354 - †430) hat als Jugendlicher ein lasterhaftes Leben geführt. Er hat sein Glück an Orten gesucht, wo es nicht zu finden war, bis er Gott begegnet ist! Aus einem ‚Süchtigen‘ wurde ein Schriftsteller, Theologe und Bischof. Und ein heiliger Kirchenvater! Augustinus hat seine Vergangenheit hinter sich lassen können, weil er sich selbst hat verzeihen können. Vor allem aber hat er sich von Gott verzeihen lassen, immer wieder aufs Neue, bis er zu einem Heiligen herangewachsen ist!

Auch du bist zur Heiligkeit berufen. Egal, wo du jetzt stehst. Es ist nie zu spät. Begnüge dich nicht mit einer vorübergehenden Befriedigung. Du bist um so viel mehr wert! Nur Gott kann Deine tiefen Sehnsüchte stillen. Er möchte dir helfen. Aber du musst wollen. Hab Mut!