Geburtstag der Kirche
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Ohne Pfingsten ergäbe die Menschwerdung Christi kaum einen Sinn.

min Lesezeit | Nina S. Heereman, SSD

Geburtstag der Kirche

Ohne Pfingsten ergäbe die Menschwerdung Christi kaum einen Sinn. Die Sendung des Heiligen Geistes, die den Geburtstag der Kirche markiert, zeigt den eigentlichen Grund der Erlösung: Gott will die gesamte Menschheit in einer einzigen Familie versammeln, indem er seinen Geist auf sie ausgießt. Die Kirche ist der Plan Gottes für die Menschheit schon seit vor der Grundlegung der Schöpfung (vgl. Epheser 1). Von allem Ursprung an war es Gottes Sehnsucht und Plan, sich eine Familie zu schaffen.

Um Pfingsten zu verstehen, muss man sich das erste Kapitel des Buches Genesis ansehen. Wenn man sich ein bisschen mit altorientalischen Texten auskennt, dann erkennt man, dass Genesis 1 in der Sprache eines Tempelbautextes verfasst ist. Das bedeutet: Die Schöpfung wird beschrieben als ein Bauen Gottes eines gigantischen Tempels, der so groß ist wie der ganze Kosmos und in den der Mensch als Priester hineingesetzt wurde (vgl. Gen 1,26-27). Priester zu sein, bedeutet der Mittler zwischen Gott und dem Kosmos zu sein. Da heißt es, dass Gott Tiere, Pflanzen, und alle möglichen Lebewesen erschuf, aber nur der Mensch wurde als Abbild (wörtlich: Götterstatue) Gottes geschaffen und als solcher war er Mittler zwischen Gott und der Schöpfung. Genesis 2, obwohl in einer anderen Zeit und literarischen Form geschrieben, liegt eine ähnliche Theologie zugrunde. Die Schöpfung wird auch hier als Tempelbau verstanden und nur dem Menschen wird Gottes Lebensgeist eingehaucht (vgl. Gen 2,7).

Jedermann weiß, was dann passierte: Durch die Sünde wurde die innige Beziehung zwischen dem Menschen und Gott in diesem Tempel der Schöpfung zerbrochen (vgl. Gen 3). Gott zog sich aus dem Garten zurück. Mann und Frau wurden einander Feind. Brüder wurden einander Feind. Völker wurden einander Feind. Diese Anhäufung von Sünden fand ihr Ende im Turmbau zu Babel, durch den schließlich alle Völker in unterschiedliche Sprachen redeten und sich untereinander nicht mehr verstanden (vgl. Gen 3-11).

In diesem Moment begann Gott sein Erlösungswerk, indem er Abraham mit der Verheißung erwählte: „Durch dich sollen alle Sippen der Erde Segen erlangen“ (Gen 12,3). Abraham, und damit das Judentum, werden also für alle erwählt - eine Erwählung erfolgt immer für alle! Hier begann Gott mit Israel das vorzubereiten, was letzten Endes in Jesus seinen Abschluss fand, nämlich die Gründung seiner Familie. Gott verhieß Abraham und seinen Nachkommen ein Land, in dem er wieder mit Israel wohnen würde. Die Erfüllung dieser Verheißung in der Gabe des Gelobten Landes, mit dem Tempel in der Mitte, versinnbildlichte die Wiederherstellung des Paradieses.

Um das zu tun schloss er mit dem Volk Israel am Berg Sinai einen Bund. Bekanntlich kam Gott zu seinem Volk auf den Berg herab in einem Gewitter mit Donner und Feuer und wie in einer Theophanie (altgriechisch θεός theos „Gott“; φαίνεσθαι phainestha „sich zeigen“; bedeutet wörtlich übersetzt „Erscheinung eines Gottes“, gemeint ist die Manifestierung Gottes in der Menschenwelt oder der Natur). Dieses Ereignis war so erschütternd, dass das Volk nicht einmal wagte, den Fuß des Berges zu berühren, weil das den Tod bedeutet hätte. Dort schloss Gott also den Bund mit Israel und ließ das Offenbarungszelt bauen. So nahm Gott zum ersten Mal seit dem Sündenfall wieder Wohnung im Herzen seines Volkes (vgl. Exodus 19-24) und marschierte mit ihm in das gelobte Land (Numeri–Deuteronomium). Dort baute Salomon ihm später einen Tempel und Gott wohnte wieder im Herzen seines Volkes (1 Könige 8).

Doch was geschah dann? Die Könige Israels sündigten und so zerbrach alles wieder (1 Könige 8–2 Könige 25). Die Juden verstanden: Alles, was hier passiert, ist nur ein Vorausbild dessen, was kommen wird. Gott beschloss, das, was permanent sein Projekt verhinderte, wieder unter den Menschen zu wohnen, nämlich die Sünde, auf seinen eigenen Leib zu nehmen (1 Petrus 2,24). Das wird an Ostern gefeiert: Jesus hat am Karfreitag die Sünde der Welt auf sich genommen, ist für uns am Kreuz gestorben, hat diese Sünde mit sich in den Tod gerissen und ist dann am dritten Tage auferstanden. So hat er die Welt neu geschaffen.

Danach fuhr er vom Ölberg aus – zehn Tage vor Pfingsten – in den Himmel hinauf und sagte zuvor: „Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vaters auf euch herabsenden. Ihr aber bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!“ (Lk 24,49) Der Tradition nach ist der Abendmahlsaal der Ort, wo die Jünger dann neun Tage lang auf das Kommen dieser Kraft aus der Höhe gewartet haben. Am Pfingsttag waren die Jünger dort mit 120 Menschen versammelt. Diese symbolische Zahl (120=12x10) steht für das Volk Israels (12) in Gemeinschaft mit der Vollzahl der Völker (10 symbolisiert diese Fülle). In dieser Gemeinschaft ist die Kirche verwirklicht: die Familie Gottes, bestehend aus allen Völkern der Erde. Als sie alle versammelt waren, sandte Jesus vom Vater aus den Heiligen Geist. Dieser kam wie mit Feuerzungen, auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder (vgl. Apg 2,1-4).

Am Berg Sinai war Gott im Gewitter gekommen und niemand konnte den Berg berühren. Er hatte nur im Offenbarungszelt Wohnung genommen. Hier aber nimmt er im Herzen eines jeden Menschen Wohnung und es erfüllt sich das, was Jesus im Evangelium sagt: „Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“ Und zuvor: „Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll“ (Joh 14,23; 14,16; Evangelium Pfingstsonntag, Lesejahr C). Jesus sagt hier gewissermaßen: „Der Heilige Geist wird euch zum Tempel Gottes machen. Ab dem Pfingsttag wird jeder, der sich an meine Gebote hält, zum Tempel Gottes werden und wir, die Dreifaltigkeit, der Vater der Sohn und der Heilige Geist, der ewige Gott, der die Menschheit und das Universum geschaffen hat, nehmen Wohnung in eurem Herzen.“ Das ist Pfingsten!

Deswegen sagt Paulus später im Römerbrief: „Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Röm 8,11; 2. Lesung Pfingstsonntag, Lesejahr C). Mit anderen Worten: Ab dem Moment, da wir in der Taufe den Heiligen Geist empfangen haben und besonders in der Firmung und mit jedem Sakrament, das wir empfangen, etc., empfangen wir immer mehr vom Heiligen Geist und unser sterblicher Leib wird immer mehr verwandelt in lebendig machenden Geist. Und in diesem Geist rufen wir jetzt: „Abba, Vater!“ Nur weil der Heiligen Geist, der Gott selbst ist, in uns wohnt, können wir zu Gott wirklich und real „Abba, Vater!“ sagen. Und das feiern wir an Pfingsten! Denn wir werden, als Kinder Gottes und als Familie Gottes, neu geboren.

Gottes Auftrag an die Kirche besteht darin, diese Botschaft vom Sterben Jesu um unserer Sünden Willen und seiner Auferstehung Jesu, in die ganze Welt zu tragen, damit alle Menschen die Frohe Botschaft empfangen, dass Jesus aus Liebe für sie gestorben ist, dass ihre Sünden vergeben sind, dass ihnen der Heilige Geist verheißen ist und dass sie berufen sind, auf ewig Kinder Gottes zu werden und auf ewig zu leben.

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