Heiliger Petrus und Paulus
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Heiliger Petrus und Paulus

Am 29. Juni feiert die Kirche wieder ein Hochfest: es ist das Fest der beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus.

min Lesezeit | Nina S. Heereman, SSD

Am 29. Juni feiert die Kirche wieder ein Hochfest: es ist das Fest der beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus. Man sagt, dass so wie das alte Rom auf die beiden Brüder Romulus und Remus gebaut war, so auch die Kirche auf das Zeugnis, das Martyrium, der beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus gebaut ist. Wir feiern ihren Todestag, den Tag, an dem sie mit ihrem eigenen Leben Zeugnis für ihren Glauben an Christus abgelegt haben. Beide Gräber finden wir in Rom. Über dem Grab des Hl. Petrus erhebt sich das Wahrzeichen der Kirche, die Sankt Peter Basilika, und über dem Grab des Hl. Paulus, am Stadtrand des heutigen Roms, die großartige Basilika St. Paul vor den Mauern.

Die beiden Heiligen sind die zwei wichtigsten Säulen der Kirche, was durch die Statuen der beiden auf den Petersplatz, einer rechts und der andere links, kraftvoll zum Ausdruck kommt. Auf der einen Seite des Platzes steht Petrus mit seinem Schlüssel und auf der anderen Seite Paulus mit seinem Schwert. Der Schlüssel des Petrus ist ein Symbol dafür, dass Jesus ihm die Schlüsselgewalt gegeben hat mit den Worten: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,19). Das Schwert des Heiligen Paulus hingegen ist ein Symbol für das Wort Gottes ist, von dem es im Hebräerbrief heißt: „Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.“ (Heb 4,12) Mit diesem zweischneidigen Schwert, dem Wort Gottes, im Mund hat Paulus (und mit ihm viele andere) tatsächlich das Römische Reich für Christus erobert.

Weil wir den Tod dieser beiden Heiligen feiern (ja feiern!), hören wir Lesungen, die von ihrem Tod handeln, auch wenn dieser in der heiligen Schrift nicht direkt beschrieben wird, da die in der Apostelgeschichte geschilderte Geschichte der jungen Kirche endet bevor es zum Tod der beiden Apostelfürsten kommt. Im letzten Kapitel der Apostelgeschichte sehen wir Paulus in Rom, der dort das Evangelium bis an die damals bekannten „Enden der Erde“ gebracht hat, er ist also noch lebendig. Deswegen meinen manche Exegeten, dass die Apostelgeschichte wahrscheinlich noch vor dem Jahr 64 oder 67 geschrieben worden ist, denn sonst hätte der heilige Lukas ja etwas so Wichtiges wie den Tod des heiligen Paulus und Petrus nicht einfach ausgelassen. Weil der Tod der beiden Apostel nicht in der Bibel erwähnt wird, hören wir in der Liturgie zwei Lesungen, die in indirekter Weise von ihrem Tod handeln.

Die erste Lesung handelt von der Gefangennahme Petri kurz vor dem Paschahfest (Apg 3,10), ein Jahr nach der Kreuzigung Jesu. Er wird ins Gefängnis geworfen und sein Tod steht eigentlich schon fest. Doch ein Engel kommt in der Nacht und befreit ihn. So erfährt Petrus hier eine symbolische Vorwegnahme seines Sterbens, aber auch eine symbolische Vorwegnahme seiner Auferstehung, in der wunderbaren Befreiung aus dem Todeskerker durch die Hand des Engels. Die zweite Lesung handelt von Paulus, der spürt, dass sein Tod ist nahe ist, und glücklich ist zu wissen, dass er seinen Lauf vollendet und das Evangelium den Heiden verkündet hat Er schreibt: „Ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten… [D]er Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören“ (2 Tim 4, 6-7, 17-18).

Paulus ist sich der eigenen Berufung, das Evangelium den Heiden bringen zu müssen, sehr deutlich bewusst, während er an anderer Stelle davon spricht, dass Petrus die Berufung hat, das Evangelium den sogenannten „Beschnittenen“ zu bringen, also den Juden (vgl. Gal 2,7).

Petrus hat allerdings eine noch größere Berufung, „Petrus“ ist der Fels („כיפא/kefa“ auf Aramäisch, „petra“ auf Griechisch), auf den Christus seine Kirche gebaut hat. Und davon handelt das Evangelium:

„Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Mt 16, 13-18)

Petrus hat nicht durch menschliche Intelligenz erkannt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, das konnte man Jesus nicht ansehen. Jesus hat außerordentliche Wunder vollbracht, wie zum Beispiel Totenerweckungen, aber das hatten auch schon einige Propheten im Alten Testament getan. Die Tatsache, dass Jesus der Sohn Gottes ist, hat der Vater im Himmel Petrus durch ein Charisma des Heiligen Geistes offenbart. Dieses Charisma ist dem Petrus, dem Jünger Jesu, und allen seinen Nachfolgern geschenkt. Es handelt sich um ein Geschenk des Heiligen Geists, das für die Kirche lebensnotwendig ist. Man müsste sich nur einmal die Absurdität vorstellen, dass Jesus Mensch geworden und vor 2000 Jahren wieder in den Himmel verschwunden wäre, ohne irgendwie sicherzustellen, dass das, was er uns offenbart hat, auch sicher bei uns ankäme. Dieses Charisma, die Kirche in derjenigen Wahrheit zu bewahren, die der Gott–Mensch Jesus verkündigt hat, hat der Herr Petrus geschenkt. Deswegen gibt es dieses schöne Wort: Ubi Petrus, ibi ecclesia! – „Wo Petrus ist, dort ist die Kirche!“

Die Schlüsselgewalt des heiligen Petrus umfasst drei Momente:

  1. Das wichtigste ist die Vergebung der Sünden: Petrus hat die Vollmacht jede Sünde, und wenn sie noch so grauenhaft wäre, im Namen Jesu zu vergeben, weil Jesus will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
  2. Darüber hinaus die Glaubensverkündigung: Petrus hat ein Charisma in Bezug auf Glaubenswahrheiten und Sitten. Wir müssen nämlich zwei Dinge wissen, um das ewige Leben zu gelangen: Einerseits, was uns über Gott offenbart wurde — also, was wir über Ihn wissen dürfen— und zweitens, wie ich als Christ Leben zu leben habe.
  3. Drittens umfass die Schlüsselgewalt d disziplinarischen Aspekte. Die dem Petrus anvertraute Vollmacht ist so groß, dass selbst Paulus - dem Jesus selbst erschienen ist und der nie eine menschliche Offenbarung brauchte, sondern alles vom Herrn selbst erfahren hat - zu Petrus ging und um eine Bestätigung seiner Lehren bat, um sicher zu gehen, dass er — wie er sagt — nicht ins Leere läuft oder gelaufen ist (vgl. Gal 2,2). Erst nachdem Petrus seine Lehre bestätigt hatte, ging Paulus in die Welt hinaus und verkündete diese den Heiden.

Zugleich sah Paulus, dass Petrus ein beschränkter Mensch wie wir alle war. Wir wissen, dass Petrus Jesus vor dessen Leiden verleugnet hat und sogar, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war, immer wieder in Versuchung war der eigenen Schwäche zum Opfer zu fallen. Der Galaterbrief berichtet zum Beispiel davon, wie Petrus aus Angst vor den Juden, wieder anfing wie ein Jude zu leben, woraufhin Paulus ihm ins Angesicht widersprach; vgl. Gal 2, 11-14). Hier sieht man das Zusammenspiel: Petrus ist nicht einfach nur ein Autokrat, der tun und lassen kann, was er will. Nicht alles, was der Papst tut und sagt, ist unfehlbar, sondern nur was er zu Glaubens- und Sittenfragen ex cathedra — also als Papst und ausdrücklich in der ihm von Jesus anvertrauten Vollmacht zu lehren. In anderen Dingen wie seiner persönlichen Lebensweise, kann er sich sehr täuschen – wie man an mehreren Beispielen aus der Renaissance sehen kann. Aber auch in politischen Fragen oder Meinungen zu aktuellen Themen, kann er natürlich irren, weil es da nicht um die Bewahrung des von Gott offenbarten Glaubensgutes geht. Wir sind dem Papst nur dann zu absolutem Gehorsam verpflichtet, wenn er sein Lehramt ausübt und die Lehre Christi in Treue zur Lehre der katholischen Kirche aller Zeiten verkündet.

Damit er das tun kann, ist es sehr wichtig, dass wir für ihn beten, und darum bittet Papst Franziskus ja auch sehr häufig. Beten wir an diesem Festtag also besonders für den Papst, aber auch für alle anderen Bischöfe, die wie Paulus mit dem Papst zusammen ihr Amt ausüben, damit das Wort Gottes bis an die Enden der Erde gelangen möge und möglichst viele Menschen gerettet werden.

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