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Credopedia Das Sakrament der Weihe: Vom Starpianisten zum Priester 

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Das Sakrament der Weihe: Vom Starpianisten zum Priester 

Ein Mann, der jahrelang seine gesellschaftliche Stellung genossen und sich alle Wünsche erfüllt hat, ändert sein Leben von Grund auf. Aus dem gefeierten Pariser Pianisten wird ein Priester. Für die einen bedeutet dies einen sozialen Abstieg, für die anderen einen Aufstieg. Für Hermann Cohen ist es DER Weg zur Heiligkeit!

mins read | Stani Mičkovicová

Hermann Cohen: Vom „Partylöwen“ zum Priester??!

Mit 13 Jahren war Hermann Cohen ein gefeierter Starpianist in Paris, mit 50 katholischer Ordensmann und Priester! Der 1820 in Hamburg geborene Cohen wuchs als Sohn jüdischer Eltern auf. Bereits mit sieben Jahren gab er als Wunderkind seine ersten Klavierkonzerte in Deutschland. Als junger Mann galt er als Liebling der großen Pariser Salons. Und doch fand der begabte Pianist in seinem extravaganten Leben weder Erfüllung noch Frieden. Eine beständige seelische Unruhe trieb ihn um. Einem Freund schrieb er: „Aufgeblasen durch meine Erfolge, besaß ich alle Laster (…). Die Priester waren mir der Gesellschaft feindliche Wesen, hauptsächlich die Mönche sah ich als Ungeheuer an, die man wie Menschenfresser meiden müsse.“

Doch wie kam es, dass aus Hermann Cohen, der die Priester verabscheute, Pater Augustin Maria vom heiligsten Sakrament im strengen Orden der Karmeliter wurde? Was ist am Priestertum so besonders, dass ein gefeierter Musiker bereit ist, alles Vergnügen der Welt hinter sich zu lassen?

Sakramentales Priestertum und die Würde der Frau

Jesus hat das sakramentale Priestertum eingesetzt, um sein Heil auf alle Menschen aller Zeiten auszudehnen. Er rief die ersten Apostel einzeln beim Namen und erwählte sie zu seinen engsten Jüngern. Und tatsächlich verließen diese ihr bisheriges Leben und folgten ihm nach. Im Abendmahlssaal beauftragte Jesus die Apostel, die Heilige Messe zu feiern, und weihte sie persönlich zu Priestern. Das Gleiche taten dann die Apostel, als sie ihre Nachfolger bevollmächtigten. Diese Nachfolge besteht ununterbrochen seit der Urkirche, bis zu den heutigen Bischöfen, Priestern und Diakonen.

Warum aber können Frauen nicht Priester werden? Die Antwort ist simpel: Jesus hat Frauen nicht zu Priestern geweiht. Er hat vielmehr deutlich gemacht, dass Mann und Frau in der Kirche die gleiche Würde, aber unterschiedliche Aufgaben und Charismen haben. Das heißt nicht, dass Frauen in der Kirche nichts zu sagen hätten oder weniger wert wären. Ganz im Gegenteil! Jesus hat die Frauen besonders hervorgehoben – das war für die damalige Zeit revolutionär. Er hat den Frauen seine Freundschaft geschenkt und sie in Schutz genommen.

Und doch hält die Katholische Kirche daran fest, Frauen nicht zur Priesterweihe zuzulassen. Sie will dem Beispiel Christi treu bleiben. Diesbezüglich hat jemand ein treffendes Beispiel genannt: Hamlet wird im Theater auch nicht von einer Frau gespielt. Die heilige Messe ist aber kein Theater. Auf dem Altar wird das einzigartige und unwiederholbare Kreuzesopfer Christi gegenwärtig. (Vgl. YOUCAT 216)

Der Priester tritt an die Stelle Jesu

Priestersein ist kein Acht-Stunden-Job. Wer Priester wird, steht rund um die Uhr im Dienst Gottes. Daher braucht der Priester eine tiefere Motivation als Geld zu verdienen. Durch ein unauslöschliches Siegel, das er bei der Priesterweihe empfängt, wird er befähigt, im Namen Christi zu handeln. Das heißt: Ein katholischer Priester, der die Sakramente spendet, tut dies nicht aus eigener Kraft oder in Eigeninitiative. Das sakramentale Priestertum ist nicht nur irgendeine Funktion, die jederzeit übernommen und dann wieder niedergelegt werden kann. Ein Priester spricht während der Eucharistiefeier nicht: „Das ist der Leib Christi“. Vielmehr sagt er: „Das ist MEIN Leib“. Dasselbe geschieht bei der Sündenvergebung. Der Priester ist also berufen an die Stelle Christi zu treten. Das ist auch der tiefste Grund, warum der Priester nicht heiratet. Er ist dazu berufen, Christus nachzuahmen. In allem. Auch im Zölibat.

Was an Priestertum fasziniert ist Jesus selbst

Die Bekehrungsgeschichte von Hermann Cohen lässt uns hinter die Kulissen einer, auch für viele Gläubige, „törichten“ Entscheidung zum Priestertum hineinschauen.

Was geschah nun im Herzen dieses jungen Mannes? Der 25-jährige Cohen wurde gebeten als Chorleiter in einer kleinen Kirche auszuhelfen. Am Ende der Feier bemerkte er inmitten von Kerzen und Blumen eine goldene Kostbarkeit auf dem Altar. Der Priester hob sie ehrfürchtig hoch und das knieende Volk machte ein Kreuzzeichen. Es war der eucharistische Jesus, der aus der goldenen Monstranz in Cohens Herz sprach. Dieser Augenblick hinterließ in ihm einen Eindruck, der ihn nicht mehr losließ. Später wird Cohen ausrufen: „Hört! Ich habe das Glück gefunden! Ich habe es in Besitz genommen. Mein Herz strömt über vor Freude ... Und ich erkannte: Die Eucharistie ist Leben, ist Glück!“

Mit 29 Jahren wurde Hermann Cohen Priester. Als Karmelit, Pater Augustin Maria vom Heiligsten Sakrament, stellte er seine hervorragenden Gaben und Talente in den Dienst dessen, der ihn berufen hatte: Jesus Christus. Bis an sein Lebensende war es sein größtes Glück, Jesus lieben zu dürfen und ihn als Priester durch die Sakramente zuteil.

Berufen zum Priester?

Jesus sprach in einer Vision zu der französischen Mystikerin, Louise Marguerite Claret de la Touche (1868-1915): „So wie ich vor 1900 Jahren mit zwölf Männern – es waren Priester – die Welt erneuern konnte, so könnte ich heute mit zwölf Priestern die Welt erneuern. Aber es müssen heilige Priester sein.“

Du siehst; es macht Sinn, Priester zu werden! Die Welt braucht Priester, heute, morgen und bis ans Ende der Zeiten. Aber dafür braucht Gott Menschen, die sich ihm zur Verfügung stellen, die für ihn da sind und die ihn zu den Menschen bringen. Und es braucht Menschen, die für die Priester beten, damit sie heilige Priester sind. Wenn du dir gute und heilige Priester wünschst, dann bete auch du für sie, damit sie ihre Berufung in Treue und Hingabe leben können.

Herr Jesus Christus,
ewiger Hoherpriester,
bewahre deine Priester
im Schutze deines heiligen Herzens,
wo ihnen niemand schaden kann,
bewahre unbefleckt die gesalbten Hände,
die täglich Deinen heiligen Leib berühren;
bewahre rein die Lippen,
die gerötet sind von Deinem kostbaren Blut;
bewahre rein und unirdisch ihr Herz,
das gesiegelt ist mit dem erhabenen Zeichen
deines glorreichen Priestertums;
lass sie wachsen in der Liebe und Treue zu dir
und schütze sie vor der Ansteckung der Welt;
gib ihnen mit der Wandlungskraft über Brot und Wein
auch die Wandlungskraft über die Herzen;
segne ihre Arbeit mit reichlicher Frucht
und schenke ihnen dereinst
die Krone des ewigen Lebens.

(hl. Thérèse von Lisieux)