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Dreifaltigkeitssonntag: Gott ist die Liebe
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Eine Auslegung basierend auf der 1. Lesung und dem Evangelium.
Dreifaltigkeitssonntag: Gott ist die Liebe
Jedes Jahr feiert die Kirche am Sonntag nach Pfingsten den Dreifaltigkeitssonntag. Warum ist das so? Mit Pfingsten ist das Heilswerk der Erlösung abgeschlossen und ebenso ist mit der Offenbarung der Dreifaltigkeit Gottes die Offenbarung als Ganze abgeschlossen. Gottes Wille ist es, uns das innerste Wesen seiner selbst kundzutun. Warum? Weil Gott die Liebe ist. Wer liebt, der will, dass der andere ihn ganz und gar erkennt im tiefsten Innern seines Wesens. Die Selbstoffenbarung Gottes, in der er uns das Geheimnis seines Wesens kundtun will, ist im letzten die Offenbarung, dass Gott dreifaltig ist. Weil jeder von uns gerufen ist mit den drei Personen dieses einen Gottes in eine ganz persönliche Beziehung einzutreten.
Was tust du, wenn du verliebt bist? Du redest und redest und redest - zumindest wir Frauen - um dem anderen alles über dich mitzuteilen, das heißt, um dich selbst dem Geliebten zu offenbaren. Durch das Reden versuchst du dich selbst mitzuteilen, dem anderen alles über dich mitzuteilen, was es über dich mitzuteilen gibt, damit er dich kennt und erkennt. Irgendwann kommt man zu dem Punkt, wo man den anderen so so gut kennt, dass man sagt: „Ich will dir mein Leben schenken, ich will dein Leben empfangen.“ Man tritt - im Idealfall - vor den Altar und verspricht, sich bis in den Tod hinein treu zu sein. Man schließt also einen Bund. Dann folgt auf jene Selbstoffenbarung durch Worte, dass man diesen Liebesbund mit dem Unterpfand der Hingabe des eigenen Leibes, also mit der Hingabe seiner selbst an den anderen komplett besiegelt.
Nichts anderes tut Gott: Er wird Mensch, um uns in der Person Jesu Christi sich selbst ganz und gar zu offenbaren. Jesus selbst ist die ganze Offenbarung des Vaters. Er sagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,9) Er redet und redet und redet während seines öffentlichen Wirkens und sagt schließlich: „Ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ (Joh 15,15)
Danach geht er hin und besiegelt den Bund in der Hingabe des eigenen Lebens. Darauf spielt das Tagesevangelium an: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16) Und danach sendet er uns seinen Heiligen Geist, damit dieser in uns Wohnung nimmt und wir durch ihn mit dem Herrn in Kontakt kommen.
Diese Hingabe des Lebens Jesu am Kreuz bleibt für uns gegenwärtig im Geheimnis der Eucharistie. Dort schenkt sich Jesus uns so radikal hin wie ein Ehemann, der sich mit seiner ganzen Fruchtbarkeit seiner Frau schenkt. So werden wir, ihn empfangend wie eine Frau, die den Samen ihres Mannes empfängt, fruchtbar und bringen göttliches Leben hervor. Genau das geschieht im Geheimnis der Eucharistie. Warum können wir fruchtbar werden? Weil der Heilige Geist, das Prinzip der Empfängnis in Gott und der Fruchtbarkeit, in uns wohnt. Er reißt jene inneren Mauern, die wir durch die Sünde in uns gegen Gott aufgerichtet haben, nieder und schenkt uns, dass wir fruchtbar sind. Dadurch schenkt der Herr sich uns, er schenkt uns seinen Samen, der in uns neues Leben hervorbringen kann.
Kommen wir nun zur ersten Lesung: Hier geht es um die eigentlich wichtigste Offenbarung Gottes im Alten Testament. Die wohl bekannteste Stelle des Alten Testaments, in der Gott sich selbst offenbart, ist wohl die, in der Gott dem Moses am brennenden Dornbusch erscheint und seinen Namen kundtut. Dort sagt Moses zu Gott: „Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen?“ (Ex 3,13) Gott sagt: „Ich bin, der ich bin. … So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt.“ (Ex 3,14)
Oder wie man auch übersetzen könnte: „Ich bin, der ich sein werde.“ Gott offenbart hier seinen Namen und „Name“ bedeutet im biblischen Sinne „Kundgabe des eigenen Wesens“. Trotzdem bleibt es ein geheimnisvoller Name, denn er sagt noch nichts anderes, als dass Gott der Seiende ist und dass er immer der sein wird, der er ist. Also offenbart Gott zwar seinen Namen, aber Moses kann noch keine richtige Definition über diesen Gott geben außer, dass er der Seiende ist. In der Übersetzung „Ich bin, der ich sein werde“, klingt an, dass Gott hier gleichsam mitsagt: „Geh mit mir einen Bund ein, lass dich auf mich ein, ich werde mit dir eine Geschichte leben und in der Weise, wie ich dein Leben führe, wirst du erfahren, wer ich bin.“
Genau das geschieht im Bundeschluss am Sinai. Gott führt Israel aus Ägypten heraus und schließt am Gottesberg Horeb einen Bund mit ihnen. Wer ist also der Gott, den Israel in bis dahin erkennt? Er ist der Gott, der es aus dem Sklavenhaus in Ägypten herausgeführt hat. Israel wusste: „Dieser Gott ist großartig! Er hat die Großmacht der damaligen antiken Welt besiegt, hat uns aus Ägypten befreit, er ist stärker als der Pharao, keine menschliche Macht ist stärker als unser Gott. Natürlich werden wir uns auf diesen Gott einlassen und mit ihm eine Geschichte leben wollen.“ Das würde jeder von uns tun. Deswegen sagt das Volk mit ganzer Überzeugung: „Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun.“ (Ex 24,3)
Doch kaum, dass der Bund geschlossen ist, begeht Israel die schlimmste Sünde seiner Geschichte: Es gießt sich ein goldenes Kalb (vgl. Ex 32), wobei die Leute sagen: „Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.“ (Ex 32,8) Menschlich betrachtet müsste man sagen: Dieses Volk hat den Bund gebrochen und hat somit kein Anrecht mehr darauf, das Volk dieses Gottes zu sein. Aber erst in diesem Moment, in dem Israel die schlimmste denkbare Sünde begangen hat, kann Gott einen Schritt weitergehen in der Offenbarung seiner selbst. Interessanterweise schreibt er das auf ein neues Paar von Tafeln. Das ist eine Anspielung darauf, dass es einen neuen Bund geben wird.
Hier offenbart Gott nochmal seinen Namen, aber nun gibt er dieser Namensoffenbarung eine tiefere Bedeutung. Jetzt kann er Israel etwas offenbaren, was sie vorher noch nicht verstanden hätten. Vorher haben sie verstanden, dass Gott nur Erlöser ist und dass Gott stärker ist als die feindlichen Mächte. Aber jetzt verstehen sie, dass Gott derjenige ist, der ihre eigene Sünde vergibt und dessen Barmherzigkeit größer ist als seine Gerechtigkeit. So heißt die neue Offenbarung seines Namens, die neue Kundgabe seines Wesens: „Der Herr ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue: Er bewahrt tausend Generationen Huld, nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg“ (Ex 34,6)
Die Offenbarung des innersten Wesen Gottes besagt also, dass er barmherzig ist. Und diese Barmherzigkeit Gottes wird für uns später – mit Angesicht – offenbar in der Person Jesu Christi, der nämlich genau diese Uroffenbarung zu Ende führt und somit vollständig belegt, dass er eben barmherzig ist. Die Menschheit schlägt Jesus Christus durch ihre Sünden ans Kreuz, doch anstatt, dass Gott uns deshalb verwerfen würde, kehrt Jesus von den Toten zurück und offenbart uns, dass er uns immer noch ungebrochen liebt und dass er sogar den eigenen Tod bzw., dass der Vater unseren Mord am Sohn, in die Quelle der Barmherzigkeit für die ganze Menschheit verwandelt hat, nämlich in die Quelle, aus der heraus die Vergebung der Sünden fließt. Er offenbart, dass während wir ihn ans Kreuz geschlagen haben, er unsere Schuld auf sich genommen und damit diese Schuld zunichte gemacht hat, sodass er für uns zur Quelle der Barmherzigkeit werden kann.
Deswegen kann man nicht das Fest der Dreifaltigkeit feiern, ohne zu verstehen, dass die Dreifaltigkeit sich uns offenbart hat als ein unendlich barmherziger Vater, der seinen eigenen Sohn für uns in den Tod hineingegeben hat und dieser Sohn selbst aus Liebe für uns gestorben ist, damit der Heilige Geist kommen und in uns wohnen kann und uns hinein nimmt in diese ewige Gemeinschaft brennender Liebe.
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